Frankreich trauert um Pierre Cardin – Modemacher starb mit 98 Jahren (AFP)
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Er war als visionärer Modemacher bekannt und als Pionier der Prêt-à-porter-Mode für die breite Masse - nun ist Pierre Cardin im Alter von 98 Jahren gestorben. Es sei ein „Tag großer Traurigkeit“, erklärte Cardins Familie am Dienstag nach dem Tod des französischen Modemachers in einem Krankenhaus westlich von Paris. Er hinterlasse Frankreich und der Welt ein „großartiges, einzigartiges Erbe“ in der Mode und anderen Bereichen. Cardin starb am Dienstag in einem Krankenhaus in Neuilly. 1922 war er in der Nähe der norditalienischen Stadt Venedig in ärmlichen Verhältnissen zur Welt gekommen. Seine Familie wanderte nach Frankreich aus, als er noch ein kleines Kind war. „Als Italiener qua Geburt hat Pierre Cardin nie seine Wurzeln vergessen, während er Frankreich seine bedingungslose Liebe entgegenbrachte“, erklärte seine Familie.

Kostüme für den Film „La Belle et la Bête“

Cardin wuchs in der Industriestadt Saint Etienne auf und ging nach einer Schneiderausbildung in der Provinz nach Paris. Schon in jungen Jahren spezialisierte er sich auf Damenmode. Er machte sich unter anderem mit Kostümen für den Film „La Belle et la Bête“ von Jean Cocteau aus dem Jahr 1947 einen Namen. Nachdem er für Christian Dior gearbeitet hatte, gründete Cardin bereits 1950 sein eigenes Modehaus. Er machte sich schnell einen Namen als Erneuerer der Modewelt, etwa mit seinen legendären kreisförmigen „Kugelkleidern“ von 1954 oder seiner Weltraum-Kollektion von 1964. Außerdem hatte er keine Vorbehalte, auch massenkompatible Mode zu machen. So schuf er 1959 die erste Prêt-à-porter-Kollektion und auch für das Pariser Kaufhaus Printemps kreierte er eine Modelinie. Schon früh war Cardin mit seiner Mode auch in Japan präsent. Noch während des Kalten Krieges ließ er in der Sowjetunion produzieren. 1979 war er der erste französische Modemacher, der seine Geschäftsbeziehungen zu China festigte.

Futuristische Mode gehörte zu Pierre Cardins Markenzeichen. (AFP)

Sein Firmenimperium vergrößerte Cardin unter anderem mit dem Kauf und der Vermarktung des berühmten Pariser Restaurant „Maxim's“, mit Herrenmode oder auch Parfums, Zigaretten und Mineralwasser sowie Möbeln nach seinen Entwürfen. Zugleich betätigte Cardin sich als Kunstmäzen und war Sonderbotschafter der UN-Kulturorganisation Unesco. Er erfuhr zahlreiche Ehrungen wie etwa die Aufnahme in die französische Ehrenlegion. Moderner Mann „mit zahlreichen Talenten und unerschöpflicher Energie“ Allerdings nutzte sich Cardins klangvoller Name durch die zahlreichen Lizenzverträge ab. Als der Designer 2011 versuchte, sein Modelabel zu verkaufen, fand er keinen Käufer. Dennoch bleibt Cardin für seinen kreativen und unternehmerischen Erfindungsreichtum in Erinnerung. „Wir sind alle stolz auf seinen hartnäckigen Ehrgeiz und den Wagemut, den er sein ganzes Leben lang bewiesen hat“, erklärte seine Familie zum Abschied. Cardin sei ein moderner Mann „mit zahlreichen Talenten und unerschöpflicher Energie“ gewesen.

  Cardin bei einer Schau in Peking 2012 (AFP)

Für ihn komme es darauf an, dass seine Kreationen „in der Straße“ zu sehen seien, hatte Cardin einmal gesagt. „Stars und Prinzessinnen“ seien ihm nicht so wichtig, für sie seien seine Entwürfe nicht geschaffen. Der Modeschöpfer Jean-Paul Gaultier schrieb auf Twitter, Cardin habe ihm „die Tür zur Mode geöffnet“ und die Verwirklichung seines „Traumes“ ermöglicht. Der frühere französische Kulturminister Jack Lang bezeichnete Cardin als „Visionär“, der zugleich „genial“ und „rebellisch“ gewesen sei. Die Sängerin Mireille Mathieu sagte, Cardin habe die „schönsten Kleider“ geschaffen, die sie auf der Bühne getragen habe.

AFP