Symbolbild: Die bewaffnete türkische Kampfdrohne Bayraktar TB2, die auch im Inventar der aserbaidschanischen Streitkräfte ist.  (AA)
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von Ali Özkök

Der wissenschaftliche Referent des Bundeswehr-Think-Tanks GIDS, Oberstleutnant Michael Karl, hat gegenüber TRT Deutsch seine jüngsten Äußerungen über die nach seiner Überzeugung unzureichende Ausstattung der deutschen Armee mit Kampfdrohnen präzisiert – und seine jüngst dargelegten Bedenken erneuert.

Karl hatte in einer Analyse deutlich gemacht, dass die Bundeswehr kaum gerüstet wäre gegen die eine komplexer werdende Technik für Angriffe mit Kampfdrohnen. In diesem Zusammenhang hatte er mit Blick auf den Krieg im Jahr 2020 in Bergkarabach auch gesagt: „Um es mal ganz drastisch auszudrücken: Wenn die Bundeswehr in diesem konkreten Konflikt gegen Aserbaidschan hätte kämpfen müssen, hätte sie kaum eine Chance gehabt.“

Karl: „Mir ging es um die Signalwirkung“

Auf Anfrage von TRT Deutsch präzisierte er nun, es sei ihm bei seiner Darstellung um die „Signalwirkung“ gegangen. Aber ein nüchterner Kräftevergleich fördere nun mal das düstere Bild zutage, das er gezeichnet habe. Konkretisierend fügt er hinzu:

„Wenn man hinsichtlich der Drohnenthematik die vorhandene Waffentechnik des aserbaidschanischen Militärs mit der vorhandenen Waffentechnik der Bundeswehr vergleicht, fiele die Bilanz für Deutschland nicht gut aus.“

Aserbaidschan verfügt über verschiedene Drohnentypen, die sich beispielsweise als Schwarm, als Kamikazedrohne, Präzisionswaffe oder auch schon als autonomes Waffensystem ließen. So etwas habe die Bundeswehr nicht. Was jedoch noch schwerer wiege, ist der Defensivaspekt: „Die Bundeswehr hat auch die entsprechenden Abwehrsysteme nicht. Das heißt, es fehlt in diesem Bereich modernste Waffentechnik. Und wir brauchen diese neue Technik.“ Es fehle bereits an der Heeresflugabwehr Nicht nur das Fehlen von Kampfdrohnen hat das GIDS in seiner Analyse bemängelt. Darin heißt es auch: „Allein schon die fehlende Heeresflugabwehr wäre uns zum Verhängnis geworden.“ Um einem modernen Konflikt bestehen zu können, benötige die Bundeswehr Technologien, über die Deutschland grundsätzlich verfüge, die aber nicht im Militär eingesetzt würden. Dazu zählten unter anderem Schall-, Stör- oder Abschussanlagen zur Drohnenabwehr. Der politische Wille, diesem Mangel zeitnah Abhilfe zu schaffen, sei jedoch nicht in ausreichendem Maße erkennbar. Das GIDS (German Institute for Defence and Strategic Studies) ist eine Kooperation der Führungsakademie der Bundeswehr und der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr in Hamburg. Das Institut untersucht sicherheitspolitische Probleme und berät Politik und die militärische Führung.

TRT Deutsch