Papst Leo XIV. empfängt Palästinenserpräsident Abbas im Vatikan
Während in Gaza Israels Vernichtungskrieg andauert, trifft Palästinenserpräsident Abbas im Vatikan zu Gesprächen ein. Papst Leo XIV. zeigt sich betroffen über das Leid der Palästinenser, vermeidet jedoch eine eindeutige Stellungnahme zum Völkermord.
Papst Leo XIV. hat am Donnerstag Palästinenserpräsident Mahmud Abbas im Vatikan empfangen. Nach den Angaben des Vatikans ging es bei dem ersten Treffen zwischen dem im Mai in sein Amt eingeführten katholischen Kirchenoberhaupt und Abbas um die „dringend notwendige“ Unterstützung der Zivilbevölkerung im Gazastreifen. „Während der herzlichen Gespräche wurde festgestellt, dass es dringend notwendig ist, der Zivilbevölkerung im Gazastreifen Hilfe zu leisten und den Konflikt durch die Verfolgung einer Zweistaatenlösung zu beenden“, erklärte der Vatikan im Anschluss an das Treffen.
Im Gazastreifen herrscht nach rund zwei Jahren israelischer Angriffe und massiver Zerstörung seit beinahe einem Monat eine brüchige Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas. Abbas ist der Langzeitpräsident der Palästinensischen Autonomiebehörde, die eine eingeschränkte Kontrolle über das Westjordanland ausübt.
Die Erklärung des Vatikans zum Treffen wies darauf hin, dass dieses zehn Jahre nach der formellen Anerkennung des Staates Palästina durch den Heiligen Stuhl im Rahmen eines 2015 unterzeichneten Abkommens stattfand. Abbas hatte Leos im April verstorbenen Vorgänger, Papst Franziskus, mehrmals getroffen. Abbas und Leo XIV. hatten bereits im Juli miteinander telefoniert.
Franziskus hatte in den letzten Monaten seines Pontifikats seinen Ton hinsichtlich der Angriffe Israels im Gazastreifen zunehmend verschärft. Leo XIV. schlägt bislang einen gemäßigten Ton an. Zwar brachte er seine Solidarität mit den Palästinensern zum Ausdruck und verurteilte deren Zwangsumsiedlung. Gleichzeitig betonte er jedoch, dass der Heilige Stuhl die Vorkommnisse im Gazastreifen nicht als „Völkermord“ bezeichnen könne.
Am Mittwochnachmittag hatte Abbas am Grab von Papst Franziskus in der Basilika Santa Maria Maggiore in Rom Blumen niedergelegt. „Ich kann nicht vergessen, was er für Palästina und das palästinensische Volk getan hat“, sagte Abbas vor Journalisten.
Am Freitag wird der Palästinenserpräsident mit Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni zusammentreffen.
Israels Vernichtungskrieg in Gaza
Israel führt seit Oktober 2023 einen Vernichtungskrieg in Gaza, der von immer mehr Experten und Menschenrechtsorganisationen als Völkermord eingestuft wird. Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums tötete Israel bisher mehr als 69.000 Menschen in Gaza, die meisten davon Frauen und Minderjährige. Demnach wurden mindestens 170.600 Menschen verletzt.
Laut Schätzungen von Experten der UN dürfte die tatsächliche Zahl der getöteten Palästinenser bis zu 200.000 betragen. Denn zahlreiche Menschen werden vermisst oder liegen unter den Trümmern eingestürzter Häuser und können nicht geborgen werden.