Wegen Israel: Belgische Künstler kritisieren ESC-Teilnahme ihres Senders

Aus Protest gegen Israels Teilnahme: Mit einem offenen Brief verlangen belgische Kulturschaffende, dass sich der Sender RTBF aus dem ESC 2026 zurückzieht. Sie werfen der Rundfunkanstalt einen Verstoß gegen ethische Grundsätze vor.

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Foto: Harald Schneider/APA via AFP

Insgesamt 170 belgische Künstler und Kulturschaffende haben die Entscheidung der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt RTBF scharf kritisiert, am Eurovision Song Contest (ESC) im kommenden Jahr festzuhalten. Die Unterzeichner werfen dem Sender in ihrem Schreiben einen Verstoß gegen ethische und moralische Verpflichtungen vor, berichteten laut der Nachrichtenagentur Anadolu örtliche Medien am Donnerstag.

Die Initiative wird von bekannten belgischen Kulturschaffenden unterstützt, darunter die Schauspielerin und Regisseurin Yolande Moreau, der Dokumentarfilmer Thierry Michel, die Comedienne Florence Mendez und der Schauspieler David Murgia. In dem Brief heißt es, man habe „mit Bestürzung“ von der Ankündigung der israelischen ESC-Teilnahme erfahren.

Die Unterzeichnenden ziehen einen Vergleich zum Ausschluss Russlands aus dem ESC nach Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar 2022. Damals sei Russland innerhalb von weniger als 48 Stunden von der Europäischen Rundfunkunion (EBU) aus dem Eurovision-Wettbewerb ausgeschlossen worden. Dieselbe Reaktion sei im Fall des anhaltenden israelischen Vernichtungskrieges in Gaza jedoch ausgeblieben.

Die Gräueltaten und Massaker Israels im Gazastreifen hatten in vielen Ländern eine Debatte über eine israelische Teilnahme am ESC ausgelöst. Die belgischen Künstler werfen Israel vor, kulturelle Großveranstaltungen gezielt für politische Propaganda zu nutzen. Abschließend forderten die Künstler den RTBF auf, seiner öffentlichen Verantwortung gerecht zu werden und die Teilnahme am ESC 2026 abzusagen. 

Sender aus mehreren Ländern boykottieren ESC 2026 

Die Mitgliedssender der EBU hatten Anfang Dezember in einer Sitzung in Genf den Weg für die Teilnahme Israels freigemacht. Als Reaktion darauf wollen Sender aus Spanien, den Niederlanden, Irland, Slowenien und Island den ESC 2026 in Wien boykottieren.

Der Schweizer ESC-Sieger von 2024 Nemo kündigte als Protest an der Teilnahme Israels an, den Pokal zur EBU in Genf zurückzuschicken. „Wenn die Werte, die wir auf der Bühne feiern, nicht abseits der Bühne gelebt werden, werden selbst die schönsten Lieder bedeutungslos“, sagte Nemo in einem Instagram-Post.