UN-Menschenrechtskommissar: Welt muss „entsetzliche Gräueltaten“ im Sudan stoppen
Der Gräueltaten im Sudan reißen nicht ab. Auch die UN ist alarmiert. UN-Kommissar Türk appelliert an die Staatengemeinschaft, nicht zu warten, bis ein Gericht die Verbrechen im Sudan offiziell als Völkermord einstuft.
Angesichts der Berichte über Massaker und brutale Gewalt im Sudan hat UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk die Staatengemeinschaft zum sofortigen Handeln aufgefordert. „Wir sollten jetzt handeln, während diese entsetzlichen Gräueltaten gerade begangen werden“, sagte Türk in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP. Es sei unnötig, darauf zu warten, dass ein Gericht die Situation zu einem Völkermord erkläre.
Türk prangerte die Bedingungen in der Ende Oktober durch die paramilitärische RSF-Miliz eingenommenen Stadt Al-Faschir im Westen des Sudan an. Sein Büro habe „glaubwürdige Beweise für Massentötungen“ erhalten. Es gebe zudem „Berichte über Vergewaltigungen, sexuelle Gewalt und Gruppenvergewaltigungen“. Bereits die 18-monatige Belagerung der Stadt, die der Einnahme vorausgegangen war, sei eine „Gräueltat“ gewesen, sagte Türk.
Danach gefragt, ob im Sudan ein Völkermord stattfinde, verwies der UN-Menschenrechtskommissar auf Gerichte. „Zu entscheiden, ob es einen Völkermord darstellt oder nicht, ist Aufgabe traditioneller Behörden.“ Darauf sollte jedoch nicht gewartet werden. „Ich hoffe, die Staatengemeinschaft wacht auf.“ Es sei nach der Einnahme der westsudanesischen Region Darfur durch die RSF-Miliz nun entscheidend, sicherzustellen, dass in der südlichen Region Kordofan „keine Wiederholung ähnlicher Dinge geschieht“, sagte Türk in dem am Montag geführten Interview. „Die Anzeichen dafür sind extrem besorgniserregend.“
Seit 2023 kämpfen die sudanesische Armee und die paramilitärische RSF-Miliz brutal um die Macht im Sudan. Der RSF werden Massenmorde, Vergewaltigungen und ethnisch motivierte Vertreibungen vorgeworfen. Beobachter befürchten eine Destabilisierung der gesamten Region.
In dem nordostafrikanischen Land herrscht nach Einschätzung der UNO die schwerste humanitäre Krise der Welt. Bei den Kämpfen wurden zehntausende Menschen getötet, rund zwölf Millionen Menschen wurden vertrieben. Zudem löste der Konflikte eine Hungerkrise aus.