Österreichs Chefredakteure: Gemeinsame Erklärung wegen ÖVP-Ermittlungen

Der Verein der Chefredakteure Österreichs fürchtet einen Generalverdacht gegen die Medienbranche. Anlass sind Ermittlungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft zu angeblichen Anzeigen-Deals und gekauften Meinungsumfragen.

By Florian Godovits
Symbolbild. 29. Januar 2020, Österreich, Wien: Der Chefredakteur der Austria Presse Agentur (APA), Johannes Bruckenberger, ist Vorsitzender des Vereins der Chefredakteure in Österreich. / AP

Der Verein der österreichischen Chefredakteure rund um seinen neuen Vorsitzenden Johannes Bruckenberger will mit einer gemeinsamen Erklärung mit der „bis in höchste politische Kreise verbreiteten irrigen Annahme“ aufräumen, wonach es für Inserate Gegenleistungen in Form von redaktioneller Berichterstattung gebe. Die Erklärung bezieht sich auf die derzeitigen Ermittlungen der österreichischen Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) rund um angeblich gekaufte Anzeigen-Gegengeschäfte und manipulierte Meinungsumfragen in der Tageszeitung „Österreich“ des Herausgebers Wolfgang Fellner durch ÖVP-Kreise im Umfeld des späteren Parteichefs und Kanzlers Sebastian Kurz.

Auch wenn einzelne Gratistitel auf der Basis dieses Konzepts ihre Geschäftsmodelle und Verlagsimperien aufgebaut haben sollten, gebe es „in den allermeisten Medienhäusern rote Linien und eine strikte Trennung zwischen Redaktion und Anzeigenabteilung“, heißt es in der Erklärung.

Dass durch die via Staatsanwaltschaft kolportierten Vorgänge Werbung in Medien unter Generalverdacht gerate und desavouiert werde, bedauern die Chefredakteure: „Die in den Justizunterlagen beschriebenen Zustände sind unethisch, unmoralisch und verwerflich. Medienkonsumenten wurden dadurch getäuscht, der Ruf der Medienbranche beschädigt.“

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