Nach US-Debakel in Afghanistan: China hat es auf Bodenschätze abgesehen

China könnte vom westlichen Debakel in Afghanistan profitieren. Das Regime in Peking sucht wegen der begehrten Bodenschätze des Landes positive Beziehungen zu den Taliban. In Afghanistan liegen die zweitgrößten bekannten Kupfervorkommen der Welt.

By Feride Tavus
US-Debakel in Afghanistan: China sucht positive Beziehungen zu Taliban / DPA

Auffallend positiv hat Peking die Machtübernahme der radikalen Taliban in Afghanistan kommentiert. Die chinesische Regierung sei zu „freundlichen Beziehungen“ mit den neuen Machthabern bereit, erklärte Außenamtssprecherin Hua Chunying nur einen Tag nach dem Einmarsch der Miliz in der afghanischen Hauptstadt Kabul. Es scheint, als wolle Peking Vorteile ziehen aus dem Debakel des Westens.

Peking und sich selbst als religiös inszenierende Fundamentalisten - angesichts der Unterdrückung der muslimischen Minderheit der Uiguren im atheistischen China erscheint das als eine seltsame Kombination. Allerdings ist Peking für seinen Pragmatismus in der Außenpolitik bekannt - und dieser könnte auch die Beziehungen zu den Taliban leiten, wie der unabhängige Politik-Experte Hua Po vermutet.

China schwärmt von Afghanistans reichen Bodenschätzen

Nach seiner Einschätzung hat Peking mit Blick auf Afghanistan vor allem zwei große Interessen: „Das erste ist der Schutz chinesischer Investitionen und die Sicherheit von chinesischen Staatsbürgern“, sagt er. Zweitens wolle Peking die Verbindungen zwischen den Unabhängigkeitsbefürwortern in der Uiguren-Provinz Xinjiang und den Taliban „kappen“ und verhindern, dass Terroristen aus dem Ausland über die Grenze nach Xinjiang eindringen.

Die Taliban scheinen das verstanden zu haben: Taliban-Sprecher Mohammed Naeem hat versprochen, dass „Afghanistans Boden nicht gegen die Sicherheit eines anderen Landes“ benutzt werden würde.

Chinesische Staatsmedien haben sich unterdessen begeistert über Afghanistans reiche Bodenschätze geäußert, die unter einer neuen Regierung endlich im großen Stil ausgebeutet werden könnten. Unter anderem liegt in dem Land das zweitgrößte bekannte Kupfervorkommen der Welt. Es gibt Ölfelder und große Lithiumvorkommen, die Chinas Elektroauto-Industrie sehr gelegen kämen.

China: Regierung in Afghanistan nicht vollkommen vertrauen

Zwar hat China bereits hunderte Millionen Dollar für Förderrechte ausgegeben - wegen der unsicheren Lage in dem Land liegen die meisten Minenprojekte bislang allerdings auf Eis. Laut der chinesischen Außenamtssprecherin Hua freuen sich die Taliban bereits über Chinas Beteiligung am Wiederaufbau und der wirtschaftlichen Entwicklung Afghanistans.

Dem Experten für chinesische Außenpolitik, Raffaello Pantucci, zufolge ist Peking allerdings nicht naiv im Umgang mit den Taliban, die bereits zwischen 1996 und 2001 in Afghanistan geherrscht hatten: „China ist sich der Geschichte bewusst und sie wissen, dass sie dieser Regierung nicht vollkommen vertrauen werden.“

USA hätten ein „schreckliches Chaos“ in Afghanistan hinterlassen

Der Experte des Instituts S. Rajaratnam School of International Studies in Singapur erwartet nicht, dass China demnächst massiv in Afghanistan investieren wird. „Warum sollte es plötzlich eine attraktivere Aussicht sein, wenn es eine weniger stabile Situation mit einer Regierung gibt, die nicht sehr zuverlässig ist?“, fragt Pantucci.

Wenn auch die wirtschaftlichen Profite noch in der Ferne liegen, so punktet Peking bereits jetzt im Propaganda-Wettstreit mit Washington. Außenamtssprecherin Hua hat der US-Regierung vorgeworfen, ein „schreckliches Chaos“ in Afghanistan hinterlassen zu haben. Die „Stärke“ der USA liege „in der Zerstörung, nicht im Aufbau“.