UN-Hochkommissar Türk: „Stellvertreterkrieg“ im Sudan muss gestoppt werden

Die Blutlachen sind aus dem All zu sehen, Menschen in der sudanesischen Stadt Al-Faschir müssen zum Überleben Tierfutter essen: UN-Hochkommissar Türk rechnet mit der internationalen Gemeinschaft ab.

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UN-Hochkommissar Türk: „Stellvertreterkrieg“ im Sudan muss gestoppt werden/ Foto: DPA / DPA

In Genf hat die Dringlichkeitssitzung des UN-Menschenrechtsrates begonnen, die sich mit den verheerenden Zuständen in der sudanesischen Stadt Al-Faschir befasst. Während Diplomatinnen und Diplomaten in Genf Gewalt und Menschenrechtsverletzungen verurteilten, gingen in der von den RSF-Milizen abgeriegelten Großstadt Mord, Folter, Vergewaltigungen und Hinrichtungen weiter. Die seit Monaten von aller Hilfe abgeschnittenen Menschen müssten zum Überleben Tierfutter und Erdnussschalen essen, sagte der Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk.

Deutschland hatte die Dringlichkeitssitzung zusammen mit anderen Ländern beantragt. „Als klares Zeichen: Es reicht!“, sagte die deutsche Botschafterin in Genf, Antje Leendertse. „Die Kämpfe müssen sofort aufhören, Hilfe muss hineinkommen und die Täter müssen zur Rechenschaft gezogen werden.“

Weltgemeinschaft versagt

Die am Machtkampf im Sudan Beteiligten müssten zur Rechenschaft gezogen werden, verlangte Türk, aber er warf auch der Weltgemeinschaft Versagen vor. Sie habe die Menschen trotz zahlreicher Warnungen nicht beschützt. „Die Blutlachen in Al-Faschir sind aus dem Weltraum fotografiert worden. Der Fleck auf der Weste der internationalen Gemeinschaft ist weniger sichtbar, aber nicht weniger verurteilenswert“, sagte er. Türk verlangte von allen Ländern, die Einfluss im Sudan haben, für ein Ende der Gewalt zu sorgen.

„Im Sudan herrscht ein Stellvertreterkrieg um seine natürlichen Ressourcen und Rohstoffe“, sagte Türk. „Zahlreiche Länder in der Region und darüber hinaus sind daran beteiligt. (...) Die internationale Gemeinschaft muss gegen die Personen und Unternehmen vorgehen, die diesen Krieg anheizen und davon profitieren.“

Seit 2023 kämpfen die sudanesische Armee und die paramilitärische RSF-Miliz brutal um die Macht im Sudan. Der RSF werden Massenmorde, Vergewaltigungen und ethnisch motivierte Vertreibungen vorgeworfen. Beobachter befürchten eine Destabilisierung der gesamten Region.

In dem nordostafrikanischen Land herrscht nach Einschätzung der UNO die schwerste humanitäre Krise der Welt. Bei den Kämpfen wurden zehntausende Menschen getötet, rund zwölf Millionen Menschen wurden vertrieben. Zudem löste der Konflikte eine Hungerkrise aus.