Kroatien kehrt zur Wehrpflicht zurück

Junge Männer in Kroatien müssen schon bald wieder zur Grundausbildung. Wer aus Gewissensgründen verweigert, hat aber eine Alternative.

Kroatien kehrt zur Wehrpflicht zurück. / Foto: DPA / DPA

Vor dem Hintergrund „zunehmender Bedrohungen“ und dem Ukraine-Krieg hat das Parlament in Kroatien für eine Wiedereinführung der Wehrpflicht gestimmt. Um diesen Schritt zu ermöglichen, mussten zwei Gesetze geändert werden: 84 von 151 Abgeordneten stimmten am Freitag einer Änderung des Gesetzes zur Verteidigung zu, 110 Abgeordnete billigten eine Änderung des Wehrdienstgesetzes.

Aus Glaubens- oder Gewissensgründen kann der Dienst verweigert werden, die Betroffenen müssen stattdessen Zivildienst leisten. Ausgenommen von der Wehrpflicht sind Priester, Mönche und Männer mit doppelter Staatsbürgerschaft, die in einem anderen Land einer Wehrpflicht nachkommen. Frauen steht der Militärdienst auf freiwilliger Basis offen. Medienberichten zufolge hofft Kroatiens Armee, jährlich 4.000 Rekruten ausbilden zu können

Die Wehrdienstleistenden sollen 1.100 Euro im Monat erhalten, die Bezahlung für den Zivildienst wurde noch nicht festgelegt. Junge Menschen, die Wehrdienst geleistet haben, sollen bei der Bewerbung um Stellen im öffentlichen Dienst bevorzugt behandelt werden.

Kroatien hatte die Wehrpflicht 2008 abgeschafft und stattdessen auf eine Berufsarmee gesetzt. 2009 trat das Land mit 3,8 Millionen Einwohnern der NATO bei, seit 2013 ist es in der EU.

Die Führung in Zagreb ist der Ansicht, dass die geopolitische Lage die Wiedereinführung einer militärischen Grundausbildung als Wehrpflicht erfordert, um die Verteidigungsfähigkeit des Landes zu stärken. „Wir erleben eine Zunahme verschiedener Arten von Bedrohungen, die von der Gemeinschaft als Ganzes Reaktionsfähigkeit und Effizienz erfordern“, erklärte Verteidigungsminister Ivan Anušić von der regierenden konservativen Partei HDZ diese Woche vor den Abgeordneten. Angesichts der Bedrohung sei die „Verteidigung des Landes von entscheidender Bedeutung“, fügte er hinzu.

Auch in Deutschland wird aktuell über die Wiedereinführung eines Wehrdienstes diskutiert – die Debatte spaltet die Koalition aus Union und SPD. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) setzt in seinem Gesetzentwurf zum Wehrdienst zunächst auf Freiwilligkeit, um Rekruten für die Bundeswehr zu gewinnen. Der Union reicht dies aber nicht aus. Sie will einen Automatismus in Richtung einer Wehrpflicht, wenn sich nicht genügend Freiwillige melden.